Im August 1911 gründeten einige schachbegeisterte Herzogenauracher Bürger einen Klub zur geselligen Zusammenkunft und zur Pflege des Schachspiels. Nach einer sehr wechselvollen Vereinsgeschichte feierte der Schachklub im Gedenken an seine sechs Gründungsmitglieder, Buchhalter Georg Geisel, Sattlermeister Heinrich Maier, Magistratsgehilfe Hans Schürr, die Seminaristen Franz Obenauf und Hans Gebhard sowie Amtsgerichtassistent Fritz Rahmer, im Herbst 2011 sein 100-jähriges Bestehen.           

In den ersten beiden Dekaden der Vereinsgeschichte waren die Mitglieder des Schachklubs honorige, angesehene Bürger des gehobenen Herzogenauracher Mittelstandes und pflegten laut der hand-schriftlich verfassten Vereinschronik mehr das gesellige Beisammensein als das „schwierige Spiel“. Damen fand man zu dieser Zeit im Klub nur auf dem Schachbrett, eine Mitgliedschaft des weiblichen Geschlechts war nach den Statuten ausgeschlossen. Als 1.Vorsitzender fungierte 21 lange Jahre bis zu seinem beruflichen Wechsel 1932 nach Erlangen Finanz-Oberinspektor Konrad Daßler. Die in den 20er Jahren unter seiner Regie veranstalteten Faschingsbälle waren jedes Mal ein gesellschaftliches Ereignis, bei dem man einfach dabei gewesen sein musste. 1927 erfolgte der Beitritt zum mittel-fränkischen Kreisverband.

Anfangs der 30er Jahre findet sich der erste Frauenname in der Chronik, die schwer lesbar in „Deutscher Schrift“ verfasst ist. Unklar ist dabei, ob die Dame wirklich Mitglied war oder nur bei einer „Generalversammlung“ in der damaligen Gastwirtschaft Polster als Gast anwesend war. Nach Konrad Daßler führten Sattlermeister Heinrich Maier (1933 – 1936), Bäckermeister Hans Rudert (1937) und Steuerinspektor Georg Reinmann (1938 – 1944) den Verein. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges mussten auch die jungen Klubmitglieder ins Feld ziehen und ein geordneter Spielbetrieb gestaltete sich immer schwieriger.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war jegliches Vereinsleben erloschen. Der langjährige Kassier und 2. Vorsitzende, Schneidermeister Johann Adam Kern, beantragte Ende 1945 bei der amerikanischen Militärregierung die Genehmigung zur Wiederaufnahme des Vereinslebens, was ihm nach einigen Schwierigkeiten 1946 schließlich gestattet wurde. In diese Zeit fällt auch die Loslösung einiger Mitglieder vom „Stammverein“ und die Teilung des vorhandenen Spielmaterials. Bis 1948 leitete Kern den Klub, ihm folgte 1949 Konrad Daßler jun. und ab 1950 bis 1954 Walter Röder. 1951 feierte Röder das 40-jährige Bestehen des Klubs mit einem Einladungsturnier für Vereinsmannschaften. Es siegte das Team aus Neustadt/Aisch vor Langenzenn/Wilhermsdorf sowie Höchstadt/Aisch. Die Gastgeber blieben bescheiden Letzter.

Landrat Dr. Georg Dassler (1955 – 1958) und erneut Steuerberater Walter Röder (1959 – 1964) führten in der Folgezeit den Verein. Es wurden wieder regelmäßig Stadtmeisterschafts-Turniere ausgetragen und Wettkämpfe mit anderen Mannschaften aus der unmittelbaren Umgebung vereinbart. Auch das gesellige Leben kam nicht zu kurz und Ausflüge, Fischpartien und vor allem Weihnachts-feiern standen auf dem Programm. Die Statuten wurden unter dem Namen „Vereinssatzung“ neu verfasst und erlaubten jetzt auch Frauen die Mitgliedschaft.

Das 50-jährige Gründungsfest wurde 1961 mit einiger Politprominenz im „Polstersaal“ gefeiert und der damalige 1.Bürgermeister Hans Maier ehrte mit einem Pokal den Stadtmeister Jürgen Paulick. Anschließend gab der 1959 zum Internationalen Großmeister ernannte Bamberger Lothar Schmid ein Simultanspiel gegen die fast vollzählig versammelten Mitglieder des Schachklubs. Leider sind von diesem herausragenden Ereignis nur Fotos und keine Aufzeichnungen schriftlicher Art vorhanden.

1962 erfolgte der Beitritt zum Bayerischen Landessportverband (BLSV) und später die Aufnahme von Verbandsspielen mit einer Herrenmannschaft.

1965 übernahm Schreinermeister Adam Westner das Ruder und blieb sage und schreibe, wie nur Konrad Daßler vor ihm, 21 Jahre unbestritten an der Spitze des Vereins. Der Spielbetrieb auf Verbandsebene wurde intensiviert und bald zur Routine und ein Städtevergleichskampf gegen Höchstadt am Feiertag Buß- und Bettag ins Leben gerufen. Nun begann man auch darüber nachzudenken, wie neue, vor allem jugendliche Mitglieder geworben werden konnten. Doch bis zur Aufstellung einer Jugendmannschaft war es noch ein weiter Weg.

Ein anderes Problem jener Zeit war der häufige Spiellokal-Wechsel. So zog man vom ehemaligen Vereinswirt Hans Polster (Gaststätte Polsterbräu, später „Kastanie“) zum „Strach“ (Gaststätte „Zur Linde“), anschließend weiter ins „Monopol“ (später „Zum Lindengarten“, jetzt „Chilli‘s“) und über das Don-Bosco-Haus in die alte Berufsschule (später Jugendzentrum und Freizeitzentrum, jetzt Generationen.Zentrum). Doch es gelang Westner, neue Spieler zu werben und Abgänge weitgehend zu vermeiden. Im Lauf der 80er Jahre konnte er eine zweite Herrenmannschaft zum Spielbetrieb auf Kreisebene anmelden sowie ein Jugendteam installieren.

Adam Westner legte 1987 die Geschicke des Vereins in jüngere Hände. Für seine Verdienste wurde er von der neugewählten Vorstandschaft mit Peter Reincke (1987 – 1988) an der Spitze zum Ehren-Vorsitzenden ernannt. Klaus Fischer übernahm 1988 die Leitung von Peter Reincke und führte dem Verein durch die Zusammenarbeit mit dem städtischen Freizeitzentrum neue jugendliche Mitglieder zu. Mit der Stadt Herzogenaurach vereinbarte er den Umzug in die ehemalige Buchdruckerei Mandelkow in der Kellergasse 2. Bedingt durch den Wegzug Fischers aus seiner Heimatstadt folgte ihm 1993 Horst Habermann als 1.Vorsitzender. Jugendförderung, Teamarbeit und modernes Vereins-management sind die Schwerpunkte des Maschinenbautechnikers und Betriebswirtes. Insgesamt 65 Mitglieder, davon fünf Ehrenmitglieder zählte der Verein 2001 zur 90-Jahr-Feier und stand damit im Schachkreis Mittelfranken-Nord an fünfter Stelle, im Bezirk Mittelfranken an Position 13.

Seit Anfang der 90er Jahre zeichnete den Schachklub ein stetiger Zugang von Mitgliedern sowie der wiederholte Aufstieg seiner einzelnen Mannschaften in den verschiedenen Verbandsligen aus. In der Saison 2001/02 ging die erste Herrenmannschaft mit dem damals 15-jährigen Moritz Lauer am ersten! Brett auf Punktejagd in der Bezirksliga 1, Team Zwei spielte in der Kreisliga 2 und erstmals meldete der Klub drei Jugendmannschaften. Die erste Jugend war in die neu geschaffene Landesliga als Mittelfrankenmeister aufgestiegen, die „Zweite“ spielte in der Bezirksliga 2 und die ganz Kleinen in der Kreisliga 2.

Im Rahmen der 90-Jahr-Feier trafen sich auf Einladung des Schachklubs am Samstag, den 22.September 2001 um 14 Uhr acht Schachmannschaften, um im Freizeitzentrum der Stadt in der Erlanger Straße 16 ein Schnellschach-Turnier zu bestreiten. Internationalen Charakter bekam diese Veranstaltung durch die Teilnahme eines Teams aus Litvinov (Tschechien). Tags darauf wurde im Hof des Freizeitzentrums für alle Mitglieder das jährliche Grillfest und der „Blitzer des Jahres“ zelebriert.

Eine Woche später übernahm der Klub die Ausrichtung der Kreiseinzel-Meisterschaft im Blitzschach. Im Freizeitzentrum gaben sich die besten Schnelldenker des Kreises ein Stelldichein. Höhepunkt der Veranstaltungen war das Simultanspiel des damaligen Internationalen Schachmeisters Michael Prusikhin (SC Forchheim) an 30 Brettern.

Lange vor Ablauf des Mietvertrages der Stadt Herzogenaurach mit den Eigentümern des Anwesens Kellergasse 2 begab sich der Klub auf die anfangs vergebliche Suche nach einem neuen Domizil. Zum 31.12.2008 war Schluss in „Mandelkow-Castle“, der Klub hatte nach einer schier endlosen Suche eine neue Bleibe beim Fotoclub Herzogenaurach gefunden.

Im Jubiläumsjahr spielten zwei Herrenmannschaften und ein Jugendteam um Meisterehren. Im Februar 2011 war der Klub, der zu dieser Zeit 80 Mitglieder zählte, Ausrichter der Bayerischen Schnellschach-Meisterschaft der Jugend. Im Herbst 2011 fand ein Ehrungsabend statt und Großmeister Vlastimil Hort testete bei einer Simultanveranstaltung im Hotel „Herzogspark“ die Spielstärke der einheimischen Cracks.

Durch intensive Arbeit mit den jugendlichen Mitgliedern gelang eine Verbesserung deren Spielstärke, einhergehend mit dem Aufstieg der Jugendmannschaft in die Bezirksliga Mittelfranken. Aus Altersgründen bedingt mussten drei hoffnungsvolle Spieler Ihr Team verlassen. Daher sah sich die Vereinsleitung genötigt, das Jugendteam im Folgejahr wieder „nur“ auf Kreisebene zu melden. Doch ein drittes Herrenteam konnte dafür etabliert werden.

Ab Februar 2014 wurde ein neues Abbuchungssystem eingeführt. Sein Name: SEPA (Single Euro Payments Area). Dieses europaweit einheitliche Zahlungssystem löste das deutsche Überweisungs- und Lastschriftverfahren ab und verursachte einigen Arbeits- und Verwaltungsaufwand. Noch größer war der Aufwand, um 18 zum Teil hochkarätige Spieler aus Puschendorf zu integrieren und deren Spielberechtigung in der Landesliga Nord zu übernehmen. Mit dieser Entwicklung hatte Niemand vom Klub gerechnet. Plötzlich war die magische Grenze von 100 Mitgliedern überschritten.

Mit vier Herrenmannschaften und mehreren Jugendteams geht der Schachklub seit 2015 in verschiedenen Ligen nun auf Punktejagd. So gelang der „Ersten“ der Wieder-Aufstieg in die Oberliga, die „Zweite“ spielte bis Saison 2017/18 in der Regionalliga Nord-Ost, die „Dritte“ konnte sich allerdings nicht in der Bezirksliga 2 halten und stieg zweimal nacheinander ab, um im Folgejahr wieder in die Kreisliga 1 aufzusteigen, die Vierte war zu stark für die Kreisliga 4 und zu schwach für die Kreisliga 3.

Die Jugendmannschaften spielten in den verschiedenen Jugendkreisligen. Der „Ersten“ gelang in der Saison 2018/19 die Kreisjugend-Mannschaftsmeisterschaft und damit der Aufstieg in die Jugend-Bezirksliga.

Die Einführung der „Stappenmethode“ bei der Jugendausbildung bringt seitdem einen merklichen Zustrom von Kindern in den Verein, der im März 2019 einen Mitgliederstand von 118 erreichte.

Dann erreichte das Corona-Virus auch den Schachklub. Zwar nicht direkt, aber die Auswirkungen dieses unsichtbaren Feindes waren brutal. Ab Mitte März 2020 musste der Klub seine Pforten schließen, der interne Spielbetrieb wurde eingestellt. Auch die Mannschaften durften keine Kämpfe mehr bestreiten. Als sich die erste Welle abschwächte, konnte im Sommer 2020 der Klub mit einem geänderten Programm den Jugendbetrieb wieder aufnehmen. Bis Ende Oktober wurden unter strengen Hygienevorschriften Präsenzkurse in den Klubräumen abgehalten. Dann erneut die Schließung, die derzeit (Mai 2021) noch anhält.

Schach via Internet war die einzige Alternative, die sich anbot. Und der Klub nutzte die Gelegenheit. Am heimischen Computer spielt sich jetzt das Vereinsleben ab. Auf der Plattform „Discord“ wird den Jugendlichen Unterricht erteilt, die Vorstandschaft trifft sich zu Videositzungen. Mannschaftskämpfe werden auf deutscher Ebene in der DSOL bestritten.

Der Schachklub hat seinen Spielabend jeden Freitag ab 17:30 Uhr in den Räumen des Fotoklubs und der VHS International. Wer Interesse am königlichen Spiel hat, wird in der Langenzenner Strasse 1b stets (wenn es die Ausnahme der Corona-Pandemie wieder erlaubt) einen Ansprechpartner finden.