HerzogenaurachEs gibt beim Schachklub Herzogenaurach nicht mehr viele, die sich an die Städtevergleichs-kämpfe gegen Höchstadt erinnern.

Einer davon ist Ludwig Lohmaier, Ehrenmitglied seit 1998. Er kommt aus verständlichen Gründen, er wird am 2 Juni dieses Jahres 94 Jahre alt, nicht mehr zu den wöchentlichen Terminen. Doch er ist durch die monatlich erscheinende Vereinszeitung stets informiert, was sich in seinem Verein so tut.

Bedingt durch die Corona-Pandemie musste auch der Schachklub seine Pforten schließen und den Spiel- und Lehrbetrieb vollkommen einstellen. Doch das Bestechende an dieser Sportart ist die Möglichkeit, seinem Spielpartner auch am Computer gegenüber sitzen zu können. Es braucht nicht die Nähe zum Gegenüber auf wenige Zentimeter, um das „Spiel der Könige“ spielen zu können.

Spielleiter Erik Zeilinger hat zusammen mit Schriftführer Alexander Steinmüller den Mitgliedern die Möglichkeit eröffnet, im Internet gegeneinander die Klingen zu kreuzen. Das 1.Internet-Schachturnier des Schachklubs Herzogenaurach hat daraufhin mehr als 30 Mitglieder an die virtuellen Bretter gerufen.

Auch ein paar Kilometer nördlich der Aurach ist beim Schachclub Höchstadt den dortigen Spielern die Möglichkeit des Internetschachs dank rühriger Vorstandsmitglieder ermöglicht worden. Auf der Homepage des Vereines kann man folgende Einladung lesen:

Am Pfingstsamstag und am Pfingstmontag lädt der SC Höchstadt zum 1. Drei-Franken-Open. Online werden die besten fränkischen Schachspieler und Vereine ermittelt. Am Samstag wird Blitzschach gespielt, mit drei Minuten Bedenkzeit pro Partie sowie zwei Sekunden pro Zug. Am Montag geht es im Schnellschach mit 15 Minuten Bedenkzeit pro Partie etwas gemächlicher zu.

Elias Pfann, der zweite Vorsitzende des Höchstadter Nachbarvereines  und der Herzogenauracher Spielleiter Erik Zeilinger haben sich aufgrund der Spielmöglichkeiten ohne direkten Kontakt zueinander über die Möglichkeit unterhalten, den Städtevergleichskampf früherer Tage wieder aufleben zu lassen.

Als der Feiertag „Buß- und Bettag“ in Bayern noch gefeiert wurde, trafen sich die damaligen Schachspieler aus den beiden Klubs jeweils abwechselnd in Herzogenaurach  und in Höchstadt zum Vergleich. Gespielt wurden Langpartien unter Turnierbedingungen.

Ludwig Lohmaier war oft mit von der Partie, obwohl er schon damals nicht mehr regelmäßig am Turnierbetrieb des Herzogenauracher Schachklubs teilnahm. Seine aktive Zeit begann nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges bis in die 70er-Jahre. Lange Jahre fungierte er als Kassier.

Zur Zeit spielen über 30 Mitglieder des Schachklubs die 1.Internet-Meisterschaft über neun Runden. Diese Meisterschaft wird im Schnellschach-Modus ausgetragen. Die Bedenkzeit pro Spieler beträgt 30 Minuten. Pro Zug erhält jeder Spieler einen Zeitbonus von 5 Sekunden. Derjenige Spieler mit dem größten DWZ-Zuwachs erhält eine Magnum-Flasche Champagner, spendiert von einem Teilnehmer.

Auch eine Online-Blitzschach-Meisterschaft wurde vom Spielleiter Erik Zeilinger ausgeschrieben und stieß auf großes Interesse bei den Mitgliedern. Beim Blitzschach geht es viel rasanter als in allen anderen Turnierarten zu. Jeder Spieler erhält 3 Minuten Bedenkzeit und für jeden Zug einen Zeitbonus von 2 Sekunden. Man muss somit ziemlich flott denken und auch seinen Computer dementsprechend schnell bedienen.

Die fünfte gespielte Runde gewann „morischwilli“, ein Synonym für dem FIDE-Meister Moritz Lauer. Man muss sich bei dieser Turnierart nicht mit seinem richtigen Namen anmelden, sondern darf einen Fantasienamen benutzen. So hat „morischwilli“ gegen „Reisedame“, „Moko1985“, „Chancentod71“, „ItsemeMario10“ und „Spockvater“ gewonnen. Er liegt auf Platz 2 der Jahreswertung und wird bei weiterer Teilnahme vermutlich den Vorsprung von 2 Punkten seines Konkurrenten Alex Steinmüller egalisieren. Schließlich ist Moritz Lauer Bayerischer Blitzschach-Einzelmeister 2018.

Es bleibt momentan abzuwarten, wann der Deutsche Schachbund seinen Ihm  angeschlossenen Landesverbänden wie dem Bayerischen Schachbund verbindliche Vorgaben über die Wiedereröffnung eines geordneten Spielbetriebes empfielt. Überlegungen dazu gibt es, Vereine sind aufgefordert, die Vorgaben des DOSB, niedergelegt in 10 sogenannten „Leitplanken“, zu prüfen und nach einer behördlichen Freigabe verantwortungsvoll umzusetzen. Die Gesundheit aller Beteiligten steht auch hier an erster Stelle und muss unbedingt gewährleistet werden. Wir vom Schachklub Herzogenaurach freuen uns sehr, in unseren Klubräumen nach dieser langen Wartezeit wieder unbeschwertes Kinderlachen zu hören.