Herzogenaurach –  Der Deutsche und der Bayerische Schachbund sowie alle untergeordneten Ebenen haben den Spielbetrieb bis auf Weiteres untersagt. Das betraf auch den Schachklub Herzogenaurach, der ab Freitag, den 13. März 2020 seine Türen zusperrte.

Das Vereinsleben ist daher auf Null abgesackt. Kein froher Kinderlärm ist mehr zu hören, obwohl Schach im Allgemeinen jedoch als geräuscharmer Sport gilt. Kein Erwachsener brütet mehr stundenlang über seine nächsten Züge. Der Vereinsvorsitzende Horst Habermann schreibt in der monatlich erscheinenden Vereinszeitung:

Seit 1993 bin ich der erste Vorsitzende des Schachklubs und habe während dieser langen Zeit so Einiges erlebt. Auf- und Abstiege unserer Mannschaften. Siege und Niederlagen am Schachbrett. Freude über steigende Mitgliederzahlen.

Trauer über verstorbene Kameraden. Streitigkeiten innerhalb und ausserhalb des Klubs. Ausgelassene Fröhlichkeit bei Feiern. Ärger bei Heizungsausfall. Großzügige Spendenbereitschaft von Mitgliedern und Institutionen. Hilfsbereitschaft in echten Notfällen. Leuchtende Kinderaugen beim ersten erfolgreichen Lösen von Schach-aufgaben. Mutige Gambitspiele und -spieler. Lernerfolge bei Schachschülern. Genugtuung darüber, dass doch Einige diese Vereinsinfo lesen u.v.m.

Doch was sich in den letzten Tagen ereignete und Auswirkungen auf das gesamte gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Deutschland hatte, haben ich und wahrscheinlich der allergrößte Teil meiner Mitmenschen noch nicht erlebt. Ein winzig kleines Ding, welches bei Wikipedia als kein Lebewesen eingestuft wird, für unsere Augen unsichtbar, hat es geschafft, unser Vereinsleben und darüber hinaus das Leben aller Bundesbürger entscheidend zu verändern. Wenn auch nur für eine gewisse Zeit. Doch zur Zeit ist noch nicht absehbar, wann wir zur Alltagsroutine zurückkehren können.

Doch Schach hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber vielen anderen Sportarten: es kann im Internet gespielt werden!

So hat auch der Schachklub diese Chance erkannt und Spielleiter Erik Zeilinger hat in Zusammenarbeit mit Schriftführer Alexander Steinmüller die Voraussetzungen dafür geschaffen. Er hat die 1.Internet-Meisterschaft des Schachklubs ausgeschrieben und 33 Mitglieder haben sich angemeldet. Nun haben die Spieler der vierten oder fünften Mannschaft die Chance erhalten, gegen die „Großen“ der ersten und zweiten Mannschaft die Klingen zu kreuzen. Da zumindest die Landesliga-Cracks von SKH 1 nicht alle in Herzogenaurach wohnen, sondern zum Teil in München, Nürnberg oder Dresden zuhause sind, spielen Sie in den Klubmeisterschaften kaum mit.

Wenn sich diese Form des Turniersports  etabliert, werden die Verantwortlichen des Klubs die interne Turnierordnung entsprechend erweitern müssen. Bleibt aber zu hoffen, dass wir alle körperlich ans Brett zurückkehren können. Abschließend noch einmal der Vorsitzende:

Schon vor meiner Zeit als Vorsitzender war der einzige Tag, an dem kein Klubleben stattfand, der Feiertag Karfreitag. Ebenfalls blieben die Tore geschlossen, wenn der Heilige Abend und eine Woche darauf der Sylvester auf einen Freitag fielen. Doch seit Freitag, dem 13. März 2020 sind die Klubräume auf nicht absehbare Zeit zugesperrt. Keine Mannschaftskämpfe, keine Stadtmeisterschafts- und andere Spiele, keine Ausbildung der Kids, nichts mehr.

Die Mitgliederversammlung verschoben, Unsicherheit über den Ausgang dieser Krise. Doch auch die Hoffnung, sie unbeschadet an Leib und Seele zu überstehen und irgendwann die hinterlassenen Scherben aufzukehren.

Auf der Homepage des Vereines und über andere Kanäle werden die Mitglieder rechtzeitig darüber informiert, wenn zum normalen Spielbetrieb zurückgekehrt werden kann. Spannend bleibt die Frage, ob die noch ausstehenden Verbandskämpfe nachgeholt werden oder ob die derzeitigen Tabellenstände das Ende der Saison 2019/20 bedeuten. Derzeit befindet sich die erste Mannschaft in der Landesliga Nord auf Platz 2, Team 2 steht an der Spitze der mittelfränkischen Bezirksliga und die dritte Mannschaft steht auf dem Sprung in die Bezirksliga.

Die vierte Mannschaft wird in die Kreisliga IV zurückkehren, in der auch die „Fünfte“ verbleiben wird. Die Jugend hat Ihre Punktespiele schon vor der Krise beendet. Die erste Jugendmannschaft wurde überlegen Gruppensieger B2b und steigt in die Jugend-Bezirksliga I auf, die beiden anderen Teams verbleiben in Ihren jeweiligen Kreisligen.

Die für den 22. März 2020 geplante Mitgliederversammlung wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Mitglieder erhalten eine erneute Einladung dazu, wenn die Voraussetzungen dafür wieder eingetreten sind.