Aus dem Vereinsleben

Es ist der 24. Dezember 2020. Kurz vor 23 Uhr ist es in den Räumen des Schachklubs dunkel und still. Als der große Zeiger der Uhr auf die 12 springt, beginnt sich in einer Holzkiste etwas zu regen.

„Merkwürdig“, brummt König Weißfuß, „seit fast einem Jahr liege ich jetzt schon in dieser Kiste und keiner der Riesen holt mich zum Spielen“.

„Bleib bitte liegen“, wispert Dame Weißbein, „ich habe meinen Kopf bequem auf deinem Bauch plaziert und möchte die Stellung nicht aufgeben“.

„Ich möchte, dass der dicke Turm Weißenstein endlich von meinem Huf heruntergeht“, empört sich Springer Augeweiß. Sein Partner Springer Naseweiß schimpft ebenfalls: „Läufer Weißdorn sticht mich mit seiner Spitze dauernd in die Flanke“.

„Einer der Riesen hat mich einfach in die Kiste geschmissen, ich kann nichts dafür“, entgegnet der Läufer und der Turm pflichtet Ihm bei.

„Was nur mit den Riesen passiert sein mag?“ König Weißfuß fragt seinen Hofstaat und Bauer Ahornweiß meint: „Die schlafen“.

„Quatsch!“, meint Bauer Birkeweiß, „keiner kann so lange schlafen. Die sind fort“.

„Ja, Sie sind fort“, ergänzt Bauer Christbaumweiß, „und zwar nach Erika“.

„Nach Erika zum Super-Überriesen Onal Rum ausgewandert. Der kann alles besser, da sind die Riesen hin“, bekräftigt Bauer Dattelweiß seine Kollegen.

„Wer soll denn dieser Super-Überriese sein?“, fragt König Weißfuß und bekommt Antwort aus dem Nebenfach: „Das ist der König dort“.

König Weißfuß fragt: „Bist du es, König Schwarzfuß, der mit mir parliert, so sei es erlaubt“.

Vorwitzig redet jetzt Springer Naseweiß dazwischen: „Es gibt doch nur zwei Könige“ und handelt sich das Gelächter des schwarzen Hofstaates ein.

„So ein dummer Gaul“, mault Turm Schwarzenfels. „Nur gut, dass dieses Ross nicht in unserem Stall steht“.

„Wir sind froh, dass wir so ein starkes Streitross in unseren Reihen haben“, meinen die Bauern Eiche-, Fichte-, Ginkgo- und Hainbucheweiß unisono.

„Streitet Euch nicht, sondern sagt mir jetzt endlich, warum uns die Riesen nicht mehr aus der Kiste holen!“, befiehlt König Weißfuß energisch.

„Vielleicht mögen Sie sich nicht mehr und hauen sich gegenseitig die Köpfe ein. Deren Köpfe sollen ja zerbrechlich und nicht aus Holz sein so wie die unsrigen. Mein Kopf ist aus edlem Ahorn und exzellent gedrechselt“, meint Bauer Ahornweiß.

„Vielleicht sind Sie ja auch von Igeln überrollt worden“, meldet sich Dame Schwarzbein erstmals zu Wort. „Ich habe von vielen kleinen Igeln geträumt, die sich aufgemacht haben, die Welt zu erobern“.

„Von Igeln?“, wundert sich König Weißfuß.

„Ja, von vielen kleinen runden Igeln, die so klein sind, dass Sie sich überall reinquetschen können und alles verstopfen“, sagt Dame Schwarzbein resolut.

„Igitt, die stacheln!“, schüttelt sich Dame Weißbein und legt Ihren Kopf auf die Schulter von Läufer Weißhorn. „Die sollen mir bloß vom Holz bleiben!“.

„Dass ich nicht lache, Igel, die die Welt erobern“, giftet Turm Schwarzenstein. „Die Riesen sind doch viel stärker als Igel“.

„Na und“, erwidert sein Opponent Turm Weißenfels. „Es gibt das Sprichwort: Viele Igel sind des Hasen Tod oder so ähnlich“.

„Wir reden hier nicht von Hasen, sondern von Riesen“, rügt König Weißfuß seinen Rechtsaussen. „Hat denn Keiner von Euch eine gescheite Antwort?“

Vor seinen Füßen wispert Bauer Eicheweiß: „Ich weiß nichts“. Seine Kollegen pflichten Ihm bei.

„Da bin ich momentan auch überfragt“, meldet sich König Schwarzfuß. „Ich bin dafür, dass wir die fruchtlose Debatte beenden“.

„Ich wünsche mir sehr, dass die Riesen wieder kommen, uns aus der Kiste holen, ins rechte Licht setzen und mit uns spielen“, meint König Weißfuß und schweigt dann bekümmert.

Vom nahen Kirchturm klingen zwölf Glockenschläge herüber. Die Uhr zeigt Mitternacht. In den Räumen des Schachklubs wird es wieder still.

Stille Nacht, heilige Nacht!

Geburtstage

Termine

Jeweils freitags ab 17.30 Jugendtraining online